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23.01.2024 | BW-Stromstudie: Strombedarf steigt

Die Ergebnisse der Stromstudie zeigen, dass ohne schnelleren Ausbau von Erneuerbaren und Stromnetzen der Südwestwirtschaft große Wettbewerbsnachteile drohen.

Der Ausbau der Erneuerbaren Energien in Baden-Württemberg muss schneller vorankommen, um den bis zum Jahr 2040 stark steigenden Strombedarf im Land zu decken. Auch wenn das gelingt und alle realistischen Potenziale des Erneuerbaren-Ausbaus umgesetzt werden können, bleibt ein nicht unerheblicher Strom-Importbedarf übrig. Dabei gilt: Sowohl für den Import als auch für die heimische Stromproduktion der Erneuerbaren vor Ort müssen die Stromnetze auf Übertragungs- und Verteilebene ausgebaut werden. Wir kommen zweifellos nicht umhin, auch hier aufs Tempo zu drücken“, so stellt BWIHK-Präsident Christian O. Erbe die zentralen Ergebnisse der ‚BW-Stromstudie‘ vor, welche im Auftrag des BWIHK vom Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme (ISE) in Freiburg erstellt wurde.

„Die Studie ist ein Benchmarking der politischen Vorgaben, denn das Land hat sich das besonders ehrgeizige Klimaziel gesetzt, fünf Jahre früher als der Bund klimaneutral zu werden – hängt aber zugleich beim Ausbau der Erneuerbaren Energien hinterher. Somit klaffen Wunsch und Wirklichkeit weit auseinander, uns droht eine Stromlücke. Das macht die Sicherung der Energieversorgung zu einem besonders herausfordernden Standortfaktor“, führt BWIHK-Vizepräsident Dr. Jan Stefan Roell aus, auch Präsident der im BWIHK für den Energiebereich federführenden IHK Ulm.

„Für die Wirtschaft in Baden-Württemberg sind die Studienergebnisse mehrfach eine schlechte Nachricht“, so BWIHK-Vizepräsident und Energiefachsprecher Roell. Er verweist darauf, dass Baden-Württemberg fernab von den nativen Zentren der Erneuerbaren-Erzeugung (EE) im Norden liegt. Süddeutschland werde in der Folge als Standort für Industrieunternehmen im Allgemeinen und energieintensive Industrie im Besonderen geschwächt. Es drohen Unternehmensabwanderungen. „Wir brauchen attraktive Rahmenbedingungen für private Investoren. Das gilt sowohl für den Ausbau der Erneuerbaren Energien als auch der Übertragungsnetze von Nord nach Süd sowie für Backup-Kraftwerke, um Schwankungen der EE auszugleichen. Ohne diese Investitionsanreize ist die Energiewende nicht zu stemmen, was wir nicht zuletzt an der Haushaltsnotlage des Bundes sehen. Auch an die europäische Wasserstoff-Infrastruktur, den sogenannten H2-Backbone, muss Baden-Württemberg angeschlossen werden“, betont Roell.

Damit der Ausbau grundsätzlich gelingen kann, müssten mehrere Voraussetzungen erfüllt sein, führt weiter Wolfgang Grenke aus, Präsident der IHK Karlsruhe, welche die Studienerstellung federführend begleitet hat: „Wir brauchen ein politisches und gesellschaftliches Klima, das den notwendigen Beitrag der Wirtschaft zur Dekarbonisierung anerkennt und unterstützt”. Denn die BW-Betriebe selbst zeigten sich aktiv und anpassungsbereit. 84 Prozent engagierten sich in Energieeffizienz-Maßnahmen, für 63 Prozent der Unternehmen ist Energieeinsparung gegenüber dem Vorjahr wichtiger geworden.

In Umfragen der IHK-Organisation hat sich die Lage und Standortattraktivität für Baden-Württembergs Wirtschaft kontinuierlich verschlechtert. Impulse aus dem Exportgeschäft fehlen nachhaltig, Auftragspolster schmelzen ab, Innovations- und Produktionsbedingungen werden immer negativer bewertet.

Quelle: BWIHK, gekürzt

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